– Frühkindliche Reflexe im Detail –

Was sind frühkindlichen Reflexe?

Frühkindliche Reflexe (auch Urreflexe) sind genetisch festgelegte Bewegungsmuster, ausgelöst durch einen äußeren Reiz der Sinne. Schon im Mutterleib steuern Reflexe erste Bewegungen, die das Wachstum und die Hirnreifung fördern.
Jedes Kind wird mit solchen frühkindlichen Reflexen geboren. Während der Geburt und vor allem im ersten Lebensjahr regen diese automatischen Bewegungsmuster den Aufrichtungsprozess des Kindes an.

Die Reflexbewegungen bilden das Fundament für die weitere Entwicklung von:

  • Muskelspannung
  • Körperhaltung/Kopfhaltung
  • Sinneswahrnehmung und Tiefensensibilität
  • Wahrnehmung
  • Gleichgewicht
  • Verbindung der verschiedenen Gehirnareale, die Anzahl und Qualität der Nervenverbindungen. Sind diese gut entwickelt, spricht man von „neuronaler Reife“!

Diese Entwicklung verläuft bei allen gesunden Kindern gleich und ist ein Zeichen für ein reifendes zentrales Nervensystem. Werden die Reflexe nicht planmäßig ausgeführt und gehemmt, können Restreaktionen dieser Bewegungsmuster weiterhin aktiv sein und das Kind unbewusst steuern. Das Kind kann in diesem Fall nicht sein volles Potenzial entfalten und es werden Auffälligkeiten und/oder Entwicklungsverzögerungen wahrgenommen!

Warum können Reflexe später noch aktiv sein?

Hierfür gibt es verschiedene Gründe:

  • Vorgeburtliche Stress-Situationen wie z.B. Unfälle, Infektionen, lange Liegezeiten.
  • Gründe während der Geburt wie z.B. ein Kaiserschnitt, eine Frühgeburt oder Saugglocken-/ Zangengeburt.
  • Übersprungene Entwicklungsschritte/Meilensteine in den ersten Lebensjahren – z.B. auslassen der Krabbelphase.
  • Verschiedene Umweltfaktoren

Was haben Reflexe mit dem Lernen zu tun?

Die Bewegungsmuster der Frühkindlichen Reflexe bilden die Basis für “neuronale Reife” – einer guten Ausbildung den zentralen Nervensystems. Erst wenn ein Kind eine gute neuronale Reife erreicht hat, sind Fertigkeiten wie still sitzen, Konzentration, Schreiben, Lesen und Rechnen lernen überhaupt möglich.

3 Beispiele für Reflexe & mögliche Hinweise

Der Moro – Reflex

Der Moro- Reflex, ist ein sogenannter Stress-Schutz-Reflex. Er beginnt in der 12.Schwangerschaftswoche.
Der Moro- Reflex wird ausgelöst durch starke, unangenehme Stimulation des Gleichgewichts-, Gehör-, Sehsinns oder der Tiefensensibilität. Zum Beispiel durch eine rasche Lageveränderung des Babys, ein erschreckender visueller Reiz oder ein lauter Ton.

Hinweise für einen aktiven Moro- Reflex sind z.B.:

  • Geräusch-, Lichtempfindlichkeit
  • Überempfindlichkeit auf Berührung
  • Probleme mit dem Gleichgewicht, Schwindel, Reiseübelkeit
  • Leicht reizbar & ablenkbar
  • Mangelnde Konzentration

Der Tonische Labyrinth Reflex (TLR)

Der TLR ist maßgeblich daran beteiligt das Gleichgewicht, den Muskeltonus und die Tiefensensibilität auszubilden. Ausgelöst wird er durch die Kopfbewegung des Kindes nach vorne Richtung Brust oder nach hinten.
Kinder mit einem aktiven TLR können z.B. folgende Schwierigkeiten haben:

  • Gleichgewichtsprobleme
  • Koordinationsprobleme
  • Schwache Nackenmuskulatur
  • Probleme beim Klettern oder heben der Arme
  • Zu schwache oder zu starke Muskelspannung
  • Die Augenmuskeln arbeiten nicht richtig

Symmetrisch- Tonischer- Nackenreflex – auch STNR

Der STNR entwickelt sich ca. 6 Monate nach der Geburt und ist nur ca.3-4 Monate aktiv bevor er integriert sein sollte.
Dieser Reflex ermöglicht es dem Kind aus der Bauchlage in den Vierfüßlerstand zu gelangen. Bevor das Kind nun los krabbelt bewegt es sich durch schaukelnde Bewegungen auf der Stelle.

Welche Hinweise können sich bei einem aktiven STNR zeigen?

  • Schwäche in den Oberarmen
  • Brustschwimmen fällt schwer
  • Mangelnde Koordination des Ober- und Unterkörpers
  • Schwierigkeiten bei der Nah- und Fernsicht (sogenannte Akkommodation)
  • Schlechte Körperhaltung beim Sitzen am Tisch ( das Kind liegt eher)
  • Sitzt auf den Beinen
  • Stützt den Kopf
  • Probleme beim Ball fangen
  • Abschreiben von der Tafel fällt schwer
  • Wenig Ausdauer beim Schreiben – Hände/Finger verkrampfen

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